Dr. Ludger Buerstedde

 

Kulissengespräch mit Dr. Ludger Buerstedde

Nach Ihren offiziellen Aufgaben im Diplomatischen Dienst, Sie waren u.a. Botschafter in… widmeten Sie ehrenamtlich  sich u.a.  engagiert  für den  renommierten  Internationalen Club La Redoute Bonn e.V., ebenso aktuell und seit  Jahren im Kulturausschuss der Stadt Bonn und nicht zu vergessen, gehörten  Sie zum Gründungsvorstand der Freunde der Kammerspiele, die mit Ihrer  Unterschriftenaktion immerhin  2008 die Schließung der Kammerspiele verhindern konnte.
Sozusagen ein in jeder Hinsicht   kulturell geprägtes Leben.  Welches  Ehrenamt lag Ihnen besonders am Herzen und wo  konnten Sie vielleicht  das Meiste bewirken, oder erlebten eine  Enttäuschung?

L.B.
Am schönsten waren – nach meiner Pensionierung 2000 – die 13 Jahre als Generalsekretär des Internationalen Clubs – wir konnten – und können noch immer  das Internationale,  das Weltoffene in Bonn bewahren.
Enttäuschung? Ja, da ich noch in der Kommunalpolitik aktiv bin, spüre ich, dass sich immer weniger  Mitmenschen  bei Vereinen und auch bei den  Parteien einbringen.


Man sieht Sie und Ihre Frau regelmäßig bei Premieren im Schauspielhaus, welches Stück hat Sie in den letzten 10 Jahren nachhaltig begeistert und warum?

L.B.
„Bonnopoly“  von Ulf Schmidt, Regie von Volker Lösch: Ein Drama , das die Bonner direkt berührt, keine Poesie, aber wuchtige, temperamentvolle Dramatik.

 

Die Mitglieder des Kulturausschusses sind sicher über das kulturelle Angebot Ihrer Stadt bestens im Bilde, bestenfalls sogar Konsumenten des reichhaltigen Bonner Kulturangebotes.
Aus Ihrer Innensicht des Kulturausschusses-nach welchen Kriterien entscheidet der Kulturausschuss bezüglich der  verschiedensten Kulturangebote und Institutionen, in einer mit Kulturangeboten vorzüglich ausgestatteten Stadt wie Bonn,  Wirtschaftlichkeit – versus Neigung?

L.B.
Die Mitglieder des Kulturausschusses gehören verschiedenen Parteien an –mit unterschiedlichen Prioritäten.  Im Rat besteht eine Koalition aus CDU, Grünen und FDP, deren kulturpolitischen Sprecher  gemeinsam  die Vorlagen der Verwaltung  zu beeinflussen suchen, um sie  dann durchzubringen.
Weitgehende Übereinstimmung besteht im Ausschuss, die kulturellen Angebote  der sogenannten Hochkultur, also vor allem Oper, Schauspielhaus, Beethovenorchester und Kunstmuseum weiter zu finanzieren, zumal sie durch  langfristige Intendantenverträge dazu verpflichtet sind. Unterfinanziert ist die vielseitige und innovative Kulturszene in Bonn, die sich zum Teil selbst ausbeutet.Eine Aufstockung der städtischen Mittel für diese Szene  ist erforderlich, stößt aber an Grenzen: Die Regierungspräsidentin in Köln mahnt die Stadt, die Kulturmittel zurückzufahren, da Bonn im Vergleich zu vergleichbaren Städten zu viel für Kultur ausgebe, andererseits ist der Haushalt der Stadt Bonn seit langem defizitär , muss aber ab 2022  ausgeglichen sein!

 

Durch Ihren diplomatischen Dienst haben Sie und Ihre Familie die verschiedensten Länder und Erdteile bereist und kennen gelernt, waren in einigen Hauptstädten sozusagen auch für einige Zeit beheimatet.
Wie haben Sie zum Beispiel das Theater in anderen Ländern erlebt -deren Qualität, deren Förderung usw. Gab es für Sie ein einschneidendes Erlebnis in dieser Hinsicht, oder auch Beispiele ob und wie Kulturförderung in anderen Ländern stattfindet?

L.B.
In den USA ist staatliche oder kommunale Kulturförderung begrenzt. Es sind vor allem die Mäzene, welche die Metropolitan Opera oder die außerordentlich bedeutenden Kunstmuseen, wie das Metropolitan Museum of Art, das MoMa oder das Guggenheim Museum in New York finanzieren.  Musicals sind  in den USA erfunden und sind in New York besonders stark vertreten.
Ganz anders in der Slowakei: Die Preßburger Oper ist vom Staat finanziert, dort habe ich alle Verdi-Opern genossen. Die Slowaken sind besonders musikalisch. Die berühmte Edita Grugerova –berühmte Sopranistin sang allerdings mehr in Wien als in ihrer Heimat.

 

Auch an Sie unsere obligatorische aber wichtige Frage  „wie sieht das Theater der Zukunft   für Sie aus “?

L.B.
In meinem hohen Alter sind die Erwartungen beschränkt. Ich hoffe, dass die „Freunde des Schauspielhauses“ ihre Ziele deutlich formulieren!

Vielen Dank für Ihre Antworten
Angela Biller FdS