Erhalt versus Neubau
Ich bin ich grundsätzlich für den Erhalt des traditionellen Stadtbildes. Dafür gibt es viele immaterielle Gründe, – identifikatorische, historische, bau- und kulturgeschichtliche, biographische, ästhetische -, die ich jetzt nicht ausführen will. Bekanntlich hat gerade dieses Land zu unseren Lebzeiten zwei Zerstörungen seiner Bausubstanz erlitten, durch die Bombardierung und durch den sogenannten Wiederaufbau. Und Alt-Godesberg wurde zwar nicht bombardiert und trotzdem zerstört. Fast alle Neubauten nach 1945 folgten einer funktionalistischen Denkweise, – es wurde von Innen nach Außen gebaut, die Außenarchitektur war nicht mehr als nur notwendige Fassade. Das bezeugen zahllose Stadtbilder, auch das vom Zentrum Bad Godesbergs. Gewiss gibt es auch Ausnahmen, dazu gehört das Gebäude der Bonner Oper und die Vorderfassade der Kammerspiele auf dem im Großen und Ganzen sterilen Theaterplatz.
Eine Kosten/Nutzenrechnung müsste vielerlei einmalige und fortwährende Ausgaben, Verluste und Aufwendungen berücksichtigen. So entstehen auch für den Erhalt und die Pflege etwaiger Neubauten vom ersten Tag an „konsumptive Kosten“. Die bestehenden Bauten von Oper, Kammerspielen und Stadthalle gehören zum städtischen Vermögen; ihr Abriss wäre eine – überdies kostenintensive – Zerstörung dieses Vermögens und damit Kapitalvernichtung. Auf die Passivseite der städtischen Bilanz müssten die enormen Ausgaben als Schulden gebucht werden. Die Kosten für den Um- und Ausbau der etwaigen Ersatzspielstätten müssen einberechnet werden. Zu guter Letzt: Angesichts des überhitzten (Hoch- und Tief-)Baumarktes sollte sich die öffentliche Hand auf notwendige Bauinvestitionen beschränken.
Zudem: Berlin, Hamburg, Stuttgart, Köln, … lassen grüßen. Als Politologe wundere ich mich über die Position einer traditionell konservativen Partei, wie der CDU, in dieser Angelegenheit; jene hätte ich eher der FDP zugeschrieben. Doch vielleicht denke ich zu „nostalgisch“? gez. K. Tudyka